Mit Seifen zum Erfolg: Sophia Wagner und ihre Manufaktur „Münchner Waschkultur“ 

M

Sie schenkt für ihr Leben gerne. Am liebsten Brauchbares, versteckt in liebevollen Päckchen und verziert mit Bändchen und Schleifen. Das war schon immer so. Deshalb hat sie vor fast 15 Jahren angefangen, Seifen zu sieden. „Ein sensationelles Geschenk! Sie duften wie ein Blumenstrauß, welken aber nicht nach vier Tagen. Man kann sie zur Dekoration in eine Schale legen, dann benutzen und irgendwann sind sie weg“.

Aller Anfang ist schwer! 

Kreativ und pragmatisch, das ist Sophia Wagner, Geschäftsführerin der Seifenmanufaktur „Waschkultur GmbH“ in München-Ismaning. Ihre Seifen-Geschenke kamen bei anderen so gut an, dass eine Geschäftsidee daraus entstand. Die wollte sie aber nur gemeinsam mit ihrem Mann Daniel (45) umsetzen. „Ich wäre schon am Anfang gescheitert, weil ich renitent bin“, so die 51jährige. Es gab viele Momente, in denen sie alles hinwerfen wollte. Seife darf nicht einfach so hergestellt und verkauft werden. Die Auflagen der EU-Kosmetikverordnung sind äußerst streng. Unzählige Telefonate mit Behörden, Gesetzestexte wälzen, Räumlichkeiten finden und letztendlich ganz viel Geduld und Durchhaltevermögen – all das war gefragt, viel mehr als Kreativität, Ideen und handwerkliches Können. Wie gut, dass Ehemann Daniel die Dinge immer mit stoischer Gelassenheit anpackt, strategisch und diplomatisch vorgeht und mit genau diesen Fähigkeiten heute die Verwaltung und alles Unternehmerische rund um die „Münchner Waschkultur“ stemmt. Damit ergänzen sich die Beiden perfekt, und das auch noch nach 20 Jahren Ehe: Sie die Kreative, die übersprudelt vor Ideen. Er der gelassene Organisator. Ein tolles Team!

Expandieren mit Plan

Seit Sommer 2019 siedet Sophia Wagner nun gewerblich Seifen in Ismaning. Dabei galt es noch einmal eine gewaltige Hürde zu nehmen, als die bei der KfW beantragten Fördergelder kurz vor dem Start zurückgezogen wurden, weil zu dem Zeitpunkt kein Start-up mehr unterstützt wurde. „Aber da waren wir schon so weit vorangekommen, dass uns das nicht mehr abschrecken konnte.“

Schon nach Tag Eins hieß es „Ausverkauft“ in der kleinen Manufaktur an der Schloßstraße. Innerhalb kürzester Zeit war die Nachfrage stärker als das Angebot. „Schnell war klar, wir können das nicht nebenbei machen. Das ist ein Fulltime-Job!“ Mittlerweile ist die Produktion auf 4 000 Seifenstücke pro Woche angestiegen. Die Räumlichkeiten wurden auf 250 qm expandiert, 12 stundenweise Angestellte, eine Teamleitung, vier Praktikanten und Tochter Marie-Louise (20) unterstützen Sophia. Die eigentliche Herstellung, das Sieden, macht sie nach wie vor selbst. Die Bürokratie ist geblieben. Das nervt nach wie vor. Jedes Seifenrezept muss von einem Labor zertifiziert werden. Das kann zwischen 500 und 5 000 Euro kosten. Seitenlange Dokumente über die verwendeten Rohstoffe werden eingereicht, ellenlange Zertifikate kommen zurück. Erst dann darf eine Rezeptur verwendet, erst dann kann Sophia Wagner mit der Produktion loslegen.

Alles von Hand gefertigt! 

Was herauskommt, sind wunderschöne Seifenstücke, verziert mit kleinen, goldenen Herzchen oder Krönchen, mit orientalischen Mustern oder barocken Schnörkeln. Sie tragen Namen wie „Rosi“ (Schafmilchseife mit Rosenduft), „Himmel der Bayern“ (Mangobutter-Seife) und „Sapralot“ (Salzseife mit Algen). Es gibt eine Weißwurst-Seife, Seife aus dem Streuer, feine Reise-Seifenblättchen zum Mitnehmen in der Dose, eine zum Rasieren, andere für Haut und Haare und Seifen für Haushalt und Küche. Jedes einzelne Stück ist Handarbeit. 

Über 30 000 Kunden sind begeistert, Sondereditionen im Nu vergriffen. Wie die „Rauhnacht-Seife“ oder die „Seifenbriefchen Monaco“, feinste Blättchen von Mangobutter-Seife, eingewickelt in gefaltetem Atlas-Papier, mit Öse und Schnürchen versehen. „Sowas kann ich nicht dauernd produzieren. Die Leute ahnen gar nicht, wie aufwändig das in der Herstellung ist, weil wirklich alles Handarbeit ist, sogar das Falten der Briefchen.“

Sophia Wagner bei der Arbeit

Antibakteriell und nachhaltig

Ums Händewaschen kommt keiner herum. Seit Corona schon gar nicht mehr! Aber wer weiß schon, dass Seife und flüssiges Handwaschmittel zwei völlig verschiedene Reinigungssubstanzen sind? Bei der flüssigen Substanz handelt es sich um Tenside, die keine antibakterielle Wirkung haben. „Nur Seife ist in der Lage, Viren und Bakterien aufzulösen“, weiß Sophia. „Zudem nisten die sich gerne an den Pumpventilen von Seifenspendern ein.“ Hinzu kommt der nachhaltige Aspekt. Wer Seife benutzt, vermeidet unnötigen Plastikmüll und spart noch dazu. „Eines unserer Duschradl hält bei täglicher Benutzung monatelang“, so die ehemalige Grafik-Designerin, die auch bei Verpackung, der Auswahl der Rohstoffe und dem Herstellungsprozess viel Wert auf Umweltfreundlichkeit legt. Ihre Seifen sind kaltgesiedet, das ist energiearm und besonders schonend für das enthaltene natürliche Glycerin.

Ästhetisch und wunderschön! 

Die Lieferung der „Münchner Waschkultur“ kommt in einem liebevoll zusammengestellten Karton daher. Ganz so, wie Sophia Wagner gerne ihre Geschenke verpackt. Ihre Stimme wird ganz sanft und warm, wenn sie nur davon erzählt. Wer Sinn für ästhetisch Schönes hat, dem wird beim Anblick der handgefertigten und in feines Papier eingeschlagenen Seifen das Herz aufgehen. Und dann erst der Duft und der zarte Schaum! Da wird Händewaschen zum sinnlichen Vergnügen!

Noch drei Fragen:

Ihr Lieblings-Lokal in München: Habe ich nicht. Wir gehen selten essen. Wir arbeiten sieben Tage die Woche, da will ich abends nur noch aufs Sofa. Außerdem bin ich sehr anspruchsvoll. Ein Restaurant kann mich nicht so glücklich machen wie das Essen zuhause mit meiner Familie. 

Ihr Lieblings-Ort in München: Der Botanische Garten

Ihr Lebensmotto: Ich will, was ich muss.


INFO: Münchner Waschkultur, Schloßstr. 9a, 85737 Ismaning, www.waschkultur.shop, E-Mail: [email protected], FB-Messenger: http://m.me/waschkultur

Photos: Monika Schreiner

Kategorien

Follow Us